Ein digitaler Baukasten für die moderne Verwaltung
In Berlin wurde das schleswig-holsteinische Digitalisierungsprojekt "KERN UX" beim eGovernment-Wettbewerb ausgezeichnet. Welche Erleichterungen das Vorhaben bringt.
Stellen Sie sich vor, Sie möchten einen Personalausweis beantragen, Hundesteuer anmelden oder ein Unternehmen gründen. Auch wenn diese Verwaltungsgänge online stattfinden fühlt sich jeder von ihnen an wie ein Besuch in verschiedenen Häusern mit unterschiedlichen Türen und Wegweisern: Mal ist der Login-Button links oben, mal rechts unten. Mal sind die Farben blau, mal grün, mal rot – jedes Land arbeitet mit seiner ganz eigenen Optik. Das macht den digitalen Gang zur Behörde unnötig kompliziert.
Die Lösung: KERN UX
Hier setzt ein gemeinsames Projekt von Schleswig-Holstein und Hamburg an: KERN UX. Es soll einen offenen Standard für Bürgerservices der deutschen Verwaltung schaffen, der länderübergreifend funktioniert – von der Kommunal- bis zur Bundesebene. UX steht dabei für "User Experience", also die Erfahrung, die Bürgerinnen und Bürger bei der Nutzung digitaler Dienste machen.
Beim eGovernment-Wettbewerb in Berlin belegte KERN UX nun den ersten Platz in der Kategorie "Digitalisierungsschub durch KI und moderne Infrastruktur". "Ich freue mich sehr über die Auszeichnung, denn sie zeigt, dass wir mit KERN UX auf dem richtigen Weg sind", sagte Digitalisierungsminister Dirk Schrödter. "Wenn wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger unseren staatlichen Strukturen vertrauen, müssen wir ihnen zeigen, dass der Staat leistungsfähig ist und sie nicht in Bürokratie erstickt. Mit KERN UX geben wir der Verwaltung ein Werkzeug an die Hand, um Prozesse bundesweit einheitlich und einfach zu gestalten."
Ein Baukasten für Websites
Das Design-System funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Damit nicht jede Verwaltung das Rad neu erfindet, gibt es einen gemeinsamen Baukasten mit fertigen Elementen. Das funktioniert ähnlich wie bei einer Kiste mit Klemmbausteinen – es gibt standardisierte Grundformen, aber daraus lassen sich unendlich viele verschiedene Bauwerke errichten.
In der digitalen Welt von KERN sind das beispielsweise Buttons, Menüleisten oder Formulare. Das Konzept von KERN UX ist angelehnt an das "Atomic Design"-Prinzip des amerikanischen Designers Brad Frost, das die Entwicklung digitaler Verwaltungsdienste erheblich effizienter gestalten soll: Einzelne "Atome" – etwa die oben genannten Buttons, Menüleisten und Formulare – fügen sich zu "Molekülen" zusammen – etwa einem Login-Bereich – und diese wiederum zu kompletten "Organismen" wie einer Antragsstrecke.
Vorteile für die Menschen
Doch was bedeutet das für die Bürgerinnen und Bürger? Eine einheitliche, wiedererkennbare und barrierefreie Optik für Bürgerservices macht es künftig einfacher, sich zu orientieren: Wer von der Kitaplatz-Anmeldung zum Wohngeld-Antrag wechselt, findet sich dank KERN UX sofort zurecht – die Bedienung ist überall gleich, die Buttons sitzen an derselben Stelle, die Farben und Schriften sind vertraut.
Erste Prototypen sind bereits im Einsatz
Hamburg und Schleswig-Holstein pilotieren den neuen Standard bereits in verschiedenen Projekten. Auf der Website zu KERN-UX sind schon heute konkrete Anwendungsbeispiele zu finden – vom Hundesteuerformular bis zur Gewerbeanmeldung. Diese Prototypen zeigen, wie bestehende Verwaltungsprozesse mit dem KERN-Standard optisch optimiert und nutzerfreundlicher gestaltet werden können.
Das Projekt KERN UX wurde bereits 2024 mit dem Preis für Gute Verwaltung ausgezeichnet und ist Teil der digitalen Dachmarke des Bundes.
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