KIEL. "Die Weichen sind gestellt - im Zuge der Reorganisation der Ausbildungen in Justizverwaltung und Justizvollzug hat sich die Landesjustiz für zwei neue zentrale Ausbildungsstandorte in Schleswig-Holstein entschieden: Boostedt und Bordesholm
." Das teilte Justizministerium Sabine Sütterlin-Waack heute (22.10.) mit.
Die bisher in Neumünster ansässige Justizvollzugsschule wird nach Boostedt verlagert. Nach Abschluss des Mietvertrages erfolgt noch Ende Oktober die Verlegung der Ausbildung für Beamte und Tarifbeschäftigte im Allgemeinen Justizvollzugsdienst in die ehemalige Rantzau-Kaserne.
Die zentrale fachtheoretische Ausbildung der Justizfachwirte an Gerichten und Staatsanwaltschaften wechselt von Lübeck nach Bordesholm, in die Verwaltungsakademie Bordesholm. Im August lief dort der erste Einführungslehrgang.
"Die Landesjustiz reagiert damit schnell und effizient auf die Erfordernisse, notwendige und attraktive Ausbildungsräumlichkeiten zu erschließen. Denn personell stockt die Landesjustiz in der Vollzugsdienst-Ausbildung sowie in der Ausbildung der für den mittleren Justizdienst erheblich auf, um den Herausforderungen zu begegnen: erweiterte Aufgaben, Digitalisierung, reduzierte Arbeitszeiten und demographischer Wandel"
, betonte Justizministerin Sütterlin-Waack.
Bis Ende November 2024 wird die Justizvollzugsschule ihren Sitz auf dem Gelände der derzeitigen Erstaufnahmeeinrichtung nehmen. „In dieser Zeit wird zu prüfen sein, ob die Justizvollzugsschule dort unbefristet bleiben kann. An uns soll es jedenfalls nicht scheitern. Wir brauchen den Standort"
, so Sütterlin-Waack. "Für die Justizvollzugsschule und den Vollzugsdienst ist der größere Standort Boostedt perfekt. Wir freuen uns, dass die Gemeinde Boostedt die Landesjustiz so einhellig Willkommen heißt
."
"Und wir freuen uns auf den zweiten neuen Ausbildungsstandort Bordesholm. Die Verwaltungsakademie ist ein idealer Partner für die zentrale fachtheoretische Ausbildung der Servicekräfte der Gerichte und Staatsanwaltschaften"
, erklärte die Justizministerin. "Der dortige Internatsbetrieb ist ein Quantensprung in der Qualität unserer Ausbildung
."
Zur Justizvollzugsschule in Boostedt:
Absehbare altersbedingte Abgänge, die personelle Stärkung des Justizvollzugsdienstes sowie die Ausbildung von Kräften für die geplante Abschiebehaftvollzugseinrichtung in Glückstadt erfordern einen erhöhten Bedarf an Ausbildungskapazitäten in der Vollzugsdienstausbildung. Für den Bereich Justizvollzug verdoppelt sich die Anzahl der Anwärterinnen und Anwärter von jährlich 25 auf 50. Während bis 2018 jährlich nur ein Ausbildungslehrgang mit bis zu 25 Anwärterinnen und Anwärtern startete, werden nun 2-3 Lehrgänge pro Jahr beginnen, um die künftigen Personalbedarfe decken zu können. Somit werden 100 Nachwuchskräfte in Lehrgängen zeitlich gestaffelt parallel an der Vollzugsschule unterrichtet werden. Diese Zahl wird auf absehbare Zeit konstant bleiben.
Hinzu kommen die Anwärterinnen und Anwärter, die in der Justizvollzugsschule mit Blick auf die geplante Abschiebungshaftvollzugseinrichtung in Glückstadt für das Innenministerium ausgebildet werden. Der erste Lehrgang läuft seit Anfang Oktober. Weitere Lehrgänge mit bis zu 25 Auszubildenden werden in 2020 und 2021 starten.
Darüber hinaus organisiert die Justizvollzugsschule sämtliche Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen für den Landesvollzugsdienst. Rund 200 der jährlich ca. 400 unterschiedlichsten Veranstaltungen werden an der Schule durchgeführt. Zudem organisiert die Vollzugsschule auch länderübergreifende Zusatzausbildungen.
Pro Ausbildungs-Lehrgang sind ca. 25 Lehrkräfte tätig. Darunter 6 hauptamtliche Lehrkräfte sowie nebenamtliche Lehrkräfte aus Polizei, Bewährungs- oder Gerichtshilfe, Verfassungsschutz oder Staatsanwaltschaften. Hinzu kommen externe Dozenten freier Träger (Integrationsbegleitung, Schuldnerberatung) und von Kooperationspartnern: etwa den Helios-Kliniken (Forensik), dem Psychiatrischem Zentrum Rickling (Umgang mit psychisch Auffälligen) oder HORIZON Kiel (suchttherapeutische Arbeit).
Für ihre Aufgaben wird die Vollzugschule daher insgesamt vier Gebäude auf dem Gelände der derzeitigen Erstaufnahmeeinrichtung Boostedt übernehmen: ein Schulgebäude, ein Schulungs- und Unterkunftsgebäude mit Seminar-, Gruppen und Essensräumen sowie 52 Übernachtungsplätzen, ein ehemaliges Wachgebäude mit Arresträumen als Aus- und Fortbildungsstätte u.a. für Einsatztraining sowie eine Sporthalle.
Kosten: Die Nutzung der Gebäude schließt an deren bisherige Funktionen an. Das ermöglicht die schnelle Aufnahme des Schulbetriebs. Die Herrichtungskosten belaufen sich auf rund 140.000 Euro. An Betriebskosten wird mit etwa 253.000 Euro pro Jahr kalkuliert. Die Miete für die gesamte Liegenschaft beträgt knapp 19.000 Euro monatlich.
Verwaltungsakademie Bordesholm: Zentrale fachtheoretische Ausbildungsstätte für Servicekräfte der Gerichte und Staatsanwaltschaften
An der Verwaltungsakademie Bordesholm erhalten die Justizfachwirtinnen und Justizfachwirte seit August ihre fachtheoretische Ausbildung. Im Rahmen der reformierten zweijährigen Ausbildung werden die Justizfachwirte insgesamt 7,5 Monate im Internatsbetrieb an der Verwaltungsakademie ausgebildet. Die übrigen 16,5 Monate erhalten sie an den Gerichten und Staatsanwaltschaften ihre berufspraktische Einweisung. Die Ausbildung startet jährlich zum 1. August und gliedert sich seit diesem Einstellungsjahrgang in fünf berufspraktische Ausbildungsabschnitte, die sich mit den vier fachtheoretischen Ausbildungsabschnitten abwechseln.
Das Arbeitsgebiet ist vielfältig (Fachgerichte, Amts- oder Landgerichte, Staatsanwaltschaften) und verlangt ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Die Belastungssituation in den Serviceeinheiten der Gerichte und Staatsanwaltschaften ist hoch. Daher hat die Landesjustiz hier die Zahl der Ausbildungsplätze im Personalbereich der Serviceeinheiten seit 2016 – von damals 60 Ausbildungsplätzen – kontinuierlich erweitert. "In diesem Jahr wurden die Ausbildungsplätze um 20 Plätze auf insgesamt 100 Plätze erhöht. Und der Haushaltsentwurf 2020 sieht nochmals eine Aufstockung dieser Ausbildungsplätze um weitere 15 Anwärter-Stellen vor. Damit planen wir ab 2020 mit 50 Nachwuchskräften pro Einstellungsjahrgang"
, so Justizministerin Sütterlin-Waack.
Die Akademie bietet ein professionelles, bewährtes Ausbildungssystem, in das die Justiz integriert werden kann. Sie bietet auch gute räumliche Kapazitäten für zwei oder später ggf. erforderliche drei "Lehrgangsklassen". In Bordesholm stehen technisch gut ausgestattete Schulungsräume zur Verfügung, die dort zeitgleich mit der Verlagerung Justizfachausbildung eingerichtet worden sind.
Ein weiteres Plus: Die zentrale Lage der Verwaltungsakademie. Der Ausbildungsstandort Bordesholm liegt für die meisten Gerichtsstandorte verkehrsgünstig. Dies und der Internatsbetrieb erhöhen die Attraktivität der Ausbildung der Justizfachwirte und erleichtern auch die Gewinnung von Lehrbeauftragten. Neben einem hauptamtlich als Dozent abgeordneten Richter und einer Rechtspflegerin, als Koordinatorin zwischen Akademie und OLG, sind aus Reihen der Richter- und Rechtspflegerschaft und der Justizfachwirte rund 40 Justizkräfte als Lehrbeauftragte tätig.
Zu den Kosten: Auch hier investiert die Landesjustiz erhebliche Mittel in die qualifizierte Ausbildung seiner Nachwuchskräfte und die Attraktivität der Arbeitsplätze. Durch die Erhöhung der Ausbildungsplätze auf 50 jährlich und die Verlagerung der fachtheoretischen Ausbildungsblöcke nach Bordesholm plant das MJEVG im Haushaltsentwurf 2020 mit zusätzlichen Kosten in Höhe von 270.000 Euro. Ab 2021 fallen dann Kosten für drei Einstellungsjahrgänge an. Die Summe dürfte dann bei rund 340.000 Euro liegen.
Fazit Justizministerin Sütterlin-Waack:
„Die Zahlen und die Bandbreite der Themen machen deutlich, dass das Land erheblich in die Qualität der Ausbildung in der Landesjustiz investiert. Als Landesjustiz befinden wir uns mit vielen anderen Marktteilnehmern im Wettbewerb um die besten Köpfe. Bislang konnten alle Ausbildungsplätze besetzt werden. Aber machen wir uns nichts vor: Es wird bei steigenden Nachwuchskräftezahlen zunehmend schwieriger, qualifizierte Nachwuchskräfte zu finden. Wir werden große Anstrengungen unternehmen müssen, die Attraktivität unserer Ausbildung auch bekannt zu machen. Nur dadurch wird die Landesjustiz noch stärker und handlungsfähiger. Aber sie bietet ihren potentiellen Bewerberinnen und Bewerbern attraktive und interessante Ausbildungswege, Berufsfelder und Aufstiegsmöglichkeiten.
Mit der Ausbildung an zwei zentralen Orten in der Landesmitte setzt die Landesjustiz auch ein Zeichen eigener Attraktivität. Im Vergleich zu anderen Konkurrenten suchen wir zahlenmäßig sicherlich wenige Nachwuchskräfte. Aber wir suchen wenige sehr gute. Und denen bieten wir etwas
“, betonte Sütterlin-Waack.
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