KIEL. Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken hat heute (30.11.) anlässlich des Weltaidstages am 1. Dezember als Schirmherrin im Ministerium für Justiz und Gesundheit gemeinsam mit der Aidshilfe Schleswig-Holstein zum ersten Einsatzjahr des Test- und Beratungsbusses „Check-Mobil“ berichtet. Das Fahrzeug war im Oktober 2022 im Kieler Landeshaus von der Ministerin und den Projekt-Beteiligten vorgestellt und auf den Weg gebracht worden. „Mit dem Test- und Beratungsbus werden Menschen, die Hilfe brauchen, unmittelbar dort erreicht, wo sie sich aufhalten
.“, betont Ministerin von der Decken. Insbesondere drogengebrauchende, wohnungslose und von Armut betroffene Menschen laufen Gefahr, sich mit Hepatitis C oder HIV-Infektion anzustecken. Oder sie sind infiziert, ohne es zu wissen. „Das Team des bundesweit einmaligen Test- und Beratungsbusses bietet Menschen, die nur schwer Zugang zu Gesundheitsangeboten finden, eine niederschwellige und anonyme Beratung und Testung an. Mein herzlicher Dank gilt allen Beteiligten
“, so die Ministerin weiter. Bei einer positiven Testung erfolgt für die Betroffenen eine Überleitung und bei Bedarf eine Begleitung in die ärztliche Versorgung.
Die Beteiligten arbeiten kontinuierlich daran, das Angebot weiter und zielgerichtet zu verbessern. Bereits im ersten Jahr wurde gemeinsam viel erreicht:
- 10 Haltestellen in Schleswig-Holstein werden regelmäßig angefahren, 4 weitere sind in Vorbereitung.
- 150 Personen wurden bisher beraten.
- 96 Personen wurden getestet, davon 4 mit reaktiven Ergebnissen mit Hepatitis C. Dies bedeutet ein Auftreten bei über 4 % der getesteten Menschen („Prävalenz“). Zum Vergleich: Die Prävalenz in Deutschland liegt bei 0,3 %. Dies verdeutlicht, dass das Check-Mobil sehr zielgenau dort eingesetzt wird, wo es sinnvoll ist.
- eine Vorstellung des Projektes und eine Vernetzung mit rund 400 Fachkräften, insbesondere der Suchthilfe, anderen niedrigschwelligen Hilfen und Ehrenamtlichen, konnte realisiert werden.
„Es mag für Außenstehende nicht spektakulär wirken, aber es ist eine großartige Bilanz für das erste Jahr. Der Aufbau der Struktur, der Haltestellen und der tragfähigen Kontakte benötigt Zeit, Engagement und Beharrlichkeit. Die Menschen, die wir beraten und testen, sind von großem Misstrauen und Ängsten geprägt, so dass eine gute Tasse Kaffee manchmal das Vertrauen herstellen kann. Was das Projekt jetzt braucht, um sich so positiv weiterentwickeln zu können, ist Verlässlichkeit und Kontinuität und weiter erfolgreiche und konstruktive Vernetzung
“ erklärt Ute Krakow von der Aidshilfe Schleswig-Holstein und Ideengeberin des „Check-Mobils“.
Unabhängig von dem wertvollen und weit über die Landesgrenzen beachteten Projekt „Check-Mobil“ appelliert Ministerin von der Decken vor dem Hintergrund des Weltaidstages: „Wir brauchen weiterhin ein Bewusstsein, dass es wichtig ist, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen und bei einem Risiko, sich frühzeitig testen zu lassen. Menschen, die rechtzeitig mit einer HIV-Therapie beginnen, haben gute Chancen auf eine normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität
.“
Es gibt zu HIV-Infektion und Aids vielfältigen Informationsangebote, beispielsweise bei den Aidshilfen Aidshilfe Schleswig-Holstein (aidshilfe-sh.de), der Deutschen Aidshilfe Deutsche Aidshilfe oder der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung BZgA: HIV und Aids. Testmöglichkeiten gibt es beispielsweise bei den Aidshilfen oder in Abstimmung mit dem Hausarzt/ der Hausärztin oder gegebenenfalls auch bei den Gesundheitsämtern. Die Aidshilfe Kiel bietet zum Weltaidstag am 1.12. einen offenen Testtag ohne Termin zwischen 14 und 17 Uhr an, siehe aidshilfe-kiel.de/de. Ein weiteres positives Beispiel realisiert die Aidshilfe gemeinsam mit dem Gesundheitsamt der Stadt Kiel und der Christian-Albrechts-Universität: eine kostenfreie und anonyme Testaktion für Studierende der CAU am 4.12., Info ebenfalls unter aidshilfe-kiel.de/de.
In Schleswig-Holstein leben geschätzt 1.980 HIV-Infektion-positive Menschen, davon mehr als 200 ohne Diagnose. 70 Personen erhielten im Jahr 2021 laut Robert Koch Institut eine HIV-Infektion-Erstdiagnose, davon 40 mit einem weit fortgeschrittenen Immundefekt oder AIDS.
Auch bei Hepatitis C ist eine frühe Diagnostik und Behandlung besonders wichtig, da es sich um eine Erkrankung des gesamten Körpers handelt, die häufig nicht nur zu schweren Leberschäden, sondern langfristig auch zu Herzerkrankungen, Diabetes und massiven psychischen Problemen führt. Es ist mittlerweile möglich, Hepatitis C nebenwirkungsfrei zu therapieren, sodass die Krankheit nach etwa acht bis zwölf Wochen ausgeheilt sein kann. Diese Möglichkeit ist vielen Betroffenen noch immer nicht bekannt. Umgekehrt schützt eine Heilung allerdings nicht vor einer Neuinfektion.
Zu den Risikogruppen gehören vor allem Menschen, die regelmäßig intravenös Drogen konsumieren. 44 Prozent der drogengebrauchenden Menschen in Deutschland sind mit Hepatitis C infiziert. Hinzu kommen Menschen, die aus Ländern stammen, in denen das Virus besonders verbreitet ist, sowie Menschen ohne Obdach. Und die meisten wissen nicht von der Infektion. So wird davon ausgegangen, dass in Deutschland rund 190.000 Menschen unerkannt mit Hepatitis C infiziert sind. Auf die Bevölkerungszahl von Schleswig-Holstein bezogen sind dies etwa 6.700 Menschen.
Mehr Info:
https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/10259/EB-38-2022-Hepatitis.pdf?s
https://www.aidshilfe.de/meldung/hiv-neuinfektionen-praeventions-testangebote-ausbauen
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