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Schleswig-Holstein

Online-Austausch zu TIMSS 2023 und ICILS 2023

Das IQSH-Bildungsforum 2025 präsentierte wissenschaftliche Ergebnisse und Implikationen für die Schulpraxis.

Letzte Aktualisierung: 19.05.2025

Screenshot mit Teilnehmenden und Beitragenden des Bildungsforums
Rege Diskussion mit Prof. Dr. Birgit Eickelmann udn Prof. Dr. Kurt Schwippert zu den Studienergebnissen

Welche mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen haben Grundschulkinder nach der Corona-Pandemie? Wie ist die digitale Ausstattung der Schulen und über welche digitalen Kompetenzen verfügen Jugendliche? Zwei große internationale Studien, TIMSS, „Trends in International Mathematics and Science Study“, und ICILS „International Computer and Information Literacy Study“ haben sich in den letzten Jahren vertiefend mit Fragen wie diesen beschäftigt. 2024 haben sie ihre Ergebnisse vorgelegt.

Welche Antworten sie gefunden haben und was Schulen in Schleswig-Holstein daraus für sich ableiten können, war deshalb Thema des Bildungsforums 2025. „Die Studien haben für uns einen enormen Wert, denn sie zeigen, wo Optimierungsbedarf besteht“, machte Dr. Nicole Lüke, Sachgebietsleiterin für Diagnostik und Bildungsmonitoring, in ihrer kurzen Einführung deutlich. Beide Studien seien international angelegt und fänden in einem regelmäßigen Turnus statt. Dadurch könnten die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler nicht nur punktuell, sondern in einem Trend über mehrere Jahre hinweg dargestellt werden.

Zu den Studien

TIMSS Studie

ICILS Studie

Studienergebnisse sind Grundlage für Bildungspolitik und schulisches Handeln

Dr. Desiree Burba, MBWFK, begrüßte die rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darunter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bildungsministerium und dem IQSH, und erklärte die Bedeutung der wissenschaftlichen Arbeit für bildungspolitische Entscheidungen: „Auch wenn die Ergebnisse das gesamte Bundesgebiet betreffen, zeigen sie klar, wo wir stehen und wo wir handeln müssen. Es ist auch nützlich zu schauen, was gut funktioniert und daraus Antworten für die Herausforderungen abzuleiten, vor denen wir in Schleswig-Holstein stehen“, so Dr. Burba. Die bildungspolitische Ziele des Landes wie die Sicherung basaler Kompetenzen und Erreichung der Mindeststandards, die Sicherung der Leistungsniveaus oder Chancengerechtigkeit gelte es, mit Leben zu füllen. Dr. Burba lud deshalb die zugeschalteten Schulleitungen und Lehrkräfte ein, die Ergebnisse für die eigene Schule individuell anzupassen und im eigenen Tempo anzuwenden.

Zentrale Ergebnisse der TIMMS-Studie

Prof. Dr. Knut Schwippert, wissenschaftlicher Gesamtleiter der Studie an der pädagogischen Fakultät der Universtität Hamburg, präsentierte die wesentlichen Ergebnisse der TIMSS-2023-Studie. Dabei werden alle vier Jahre die mathematischen und naturwissen­schaftlichen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern am Ende der 4. Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich betrachtet. Deutschland nimmt seit 2007 an der Studie teil. Bei der TIMSS 2023 wurden in Deutschland 4.442 Grundschülerinnen und -Schüler an 230 Schulen befragt. 

Kein Corona-Einbruch zu sehen

Im Kern sind die Leistungen der deut­schen Viertklässlerinnen und Viertklässler im Vergleich zu früheren Erhebungen relativ konstant geblieben – die erwartete und befürchtete Corona-Lücke sei nicht zu sehen. Da TIMSS nach der Pandemie im Regelunterricht stattfand, sei ein Erklärungsansatz, dass die ersten Defizite durch den Einsatz der Lehrkräfte aufgefangen wurden. Auch international sei der Einbruch nicht so stark wie erwartet.

Doch nach wie vor verfüge rund ein Viertel der Viertklässlerinnen und Viertklässler nur über rudimentäre oder geringe Kennt­nisse in Mathematik und in den Naturwissenschaften. Zu beobachten sei, so Prof. Schwippert, dass die positive Einstellung zur Mathematik im Laufe der Grundschule abnehme – ein Ergebnis, das zum Handeln auffordere. 

Gezielte Förderung hilft

Die Studie habe auch die außerschulische Förderung in Form von Nachhilfeunterricht und zusätzlichen Förderprogrammen zum Ausgleich pandemiebedingter Lernrückstände betrachtet. Schwippert wies auf die wichtige Tatsache hin, dass besonders die Kinder von Förderprogrammen profitiert haben, die auf den niedrigsten Kompetenzstufen waren. Die gezielte Förderung der leistungsschwächsten Schülerinnen und Schüler zeige also Ergebnisse und sei damit eine sinnvolle bildungspolitische Vorgehensweise. Gleiches gelte für leistungsstarke Kinder.

Engagement der Lehrkräfte mögliche Erklärung für gute Ergebnisse

Eine These für die Ergebnisse der Studie sei, so Schwippert, dass Lehrkräfte vor allem ihre Energie in der Coronazeit genutzt haben, um mit ihren Klassen auf das Niveau zu kommen, das die Kinder von der Pandemie hatten.

Zentrale Ergebnisse der ICILS-Studie

Prof. Dr. Birgit Eickelmann vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Paderborn, stellte als Gesamtleiterin der Studie für Deutschland die zentralen Ergebnisse der International Computer and Information Literacy Study (ICILS) 2023 vor, die sich den digitalen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern der 8. Jahrgangsstufe widmet. Seit 2013 werden die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen untersucht, seit ICILS2018 ergänzt der Testbereich Computational Thinking die Befragung.

An der Studie haben 2023 insgesamt 5.065 Schülerinnen und Schüler von 230 Schulen aus Deutschland teilgenommen.

Signifikanter Kompetenzrückgang bei Jugendlichen im Umgang mit digitalen Medien

Laut ICILS 2023 liege Deutschland, so Prof. Eickelmann, über dem internationalen Mittelwert. Allerdings lasse sich über die Jahre mit dem nun dritten internationalen Vergleich ein deutlicher und signifikanter Kompetenzrückgang fest­stellen. Zudem sei der Anteil der Jugendlichen, die über sehr geringe Fähigkeiten im kompetenten Umgang mit digitalen Medien verfügen, deutlich gestiegen - er liege inzwischen bei mehr als 40 Prozent. Ein Schulformvergleich zeige, dass Gymnasien einen Kompetenzstand im Bereich der internationalen Spitzengruppe erreichten, wohingegen an den nicht gymnasialen Schulformen die Kompetenzstände im Mittel unterdurchschnittlich seien. Betrachte man die Kompetenzen nach Hintergrundmerkmalen, zeige sich, dass Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Familiensprache einen großen Kompetenzvorsprung gegenüber denen hätten, die zu Hause überwiegend eine andere Sprache sprechen. Ebenso spiele die soziale Herkunft der Schülerinnen und Schüler eine große Rolle für die Ergebnisse der Kompetenztests.

Fast alle wollen Umgang mit Medien lernen

Was positiv sei: Fast alle (90 Prozent) Achtklässlerinnen und Achtklässler stimmten den Aussagen zu, dass es ihnen wichtig sei, den Umgang mit digitalen Medien in der Schule zu erlernen bzw. ihnen das Lernen damit mehr Spaß mache. Fast drei Viertel der Schülerinnen und Schüler bewerten digitale Medien als wertvoll für die Gesellschaft.

Die digitalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler sollten besser und systematischer gefördert werden, schlussfolgerte Prof. Eickelmann. Das Ziel müsse sein, die Jugendlichen dazu zu befähigen, reflektiert und eigenverantwortlich in einer von Digitaltiät geprägten Welt zu handeln. Um dem sogenannten „Digital Divide“ gezielt und mit hoher Dringlichkeit zu begegnen, sollten Bildungsungleichheiten abgebaut werden. Insgesamt, so legten es die Ergebnisse der Studie nahe, sollten Lehrkräfte besser unterstützt, Schulleitungen gestärkt und in die Verantwortung genommen werden, um die Transformation von Schule zu steuern und zu gestalten.

 

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