Im Zusammenhang mit dem UNESCO-Weltaktionsprogramm BNE und dem Nationalen Aktionsplan hat der schleswig-holsteinische Landtag am 01. Juni 2021 eine Landesstrategie Bildung für nachhaltige Entwicklung (Link unten) verabschiedet. Aufbauend auf Ergebnissen verschiedener Beteiligungsformate erarbeiteten die beteiligten Ministerien diese umfassende Strategie, die nun umgesetzt werden soll. In der Landesstrategie zur Nachhaltigkeit werden fünf Handlungsfelder fokussiert: Frühkindliche Bildung, Schule, Berufliche Bildung, Hochschule und Non-formale Bildung. Für jedes Handlungsfeld wird eine Vision sowie die Ausgangslage beschrieben, um dann geeignete Maßnahmen und Aktivitäten der Handlungsfelder zu benennen. Für die Berufliche Bildung wird angestrebt („Vision“): „Wer im System der beruflichen Bildung eine schulische, eine berufsbildende oder eine sonstige Qualifikation anstrebt, wird dabei eine optimale Bildung auch im Bereich der Nachhaltigkeit im Sinne der 17 Ziele erhalten, insbesondere bezogen auf die jeweilige berufliche Fachrichtung“ (S. 22). Als „Ausgangslage“ wird festgehalten: „Das berufsbildende System agiert (…) noch ohne Vernetzung mit den vor- und nachgelagerten Bildungsbereichen. Einer Vielzahl von durchgeführten Projekten an den einzelnen berufsbildenden Schulen und Ausbildungsbetrieben steht eine fehlende Abstimmung und eine fehlende landesweite Zielsetzung gegenüber“ (S. 22+23). Als geeignete „Maßnahmen und Aktivitäten“ werden unter anderem genannt, BNE als Querschnittsthema in allen Lehrplänen/ Ausbildungsverordnungen mitzudenken, Unterrichtszeitkontingente für BNE freizuhalten, die Ausstattung an Schulen und in Ausbildungsstätten mit einzubeziehen, messbare Indikatoren zur Überprüfung der Nachhaltigkeitsziele (Stromverbrauch, Müllmenge, eingesparte kWh, Anzahl der PKW, …) zu formulieren, Angebote für Fortbildungen zum Thema BNE sicherzustellen, ein gemeinsames Web-Portals zu etablieren, Schülerinnen und Schüler partizipativ einzubinden, BNE-Zertifikate an Schulen/Ausbildungsstätten zu vergeben, Bildungsbereiche zu vernetzen, usw. Alle Personen, die mit Schule verbunden sind, sind hiermit auch an der Umsetzung der Landesstrategie beteiligt und von notwendigen Veränderungsprozessen in Schule betroffen!
Im Rahmen der Schulentwicklung wird Nachhaltigkeit idealerweise gedacht als Entwicklungsprozess für das gesamte Schulsystem (im Sinne eines Whole Institutional Projekts bzw. Whole School Approach (WSA)). Dabei geht es nicht nur um formale schulentwicklungsnahe Prozesse im Rahmen des Lehr-Lern-Prozesses, wie Umformulieren des Schulprogramms und Überarbeiten der Fachcurricula. Es geht in einer zweiten Ebene über diese Verankerung im Alltag der Schule hinaus um Fragen des kollegialen Miteinanders, indem gemeinsame BNE bezogene Fortbildungen besucht werden, gemeinsame Reflexion über sinnvolle Haltungsänderungen ermöglicht werden, Partizipationsprozesse regelmäßig mitgedacht werden und BNE Koordinatorinnen und Koordinatoren (Nachhaltigkeitsbeauftragte) unterstützt werden. Dies geschieht mit Zeitkontingenten für ihre notwendige und sinnvolle Arbeit aber auch mithilfe von motivierten BNE Teams aus interessierten Kolleginnen und Kollegen. Die doppelte Vermittlungsebene der Lehrkräfte muss hier immer mitbedacht werden. Lehrkräfte mit einer ablehnenden Haltung zur Nachhaltigkeit, werden für Lernende wenig überzeugend sein, dasselbe gilt für Leitungspersonen gegenüber dem Kollegium. Die Bewirtschaftung der Schule spielt auf dritter Ebene eine bedeutende Rolle, also nachhaltige Verpflegung in der Mensa, nachhaltiges Mobiliar, Unterstützung nachhaltiger Mobilität, Reduzierung von Müll und sinnvolle Mülltrennung, Nachhaltigkeit bei der Nutzung von Medien und beim Gewinnen nicht fossiler Energie. Im Idealfall gipfelt das systemische Herangehen an die Thematik Nachhaltigkeit letztendlich in der Ebene der Lernortkooperationen zwischen verschiedenen beruflichen Schulen sowie Schulen mit Betrieben und Schulen mit dem Sozialraum bis hin zur Etablierung von Bildungslandschaften.
Das Arbeitsfeld Schulentwicklung unterstützt BNE nicht nur über die Bereitstellung von Angeboten für einschlägige Fortbildungen und Abrufveranstaltungen sowie Beratungen im Rahmen eines Changemanagements auf der Ebene der Organisationsentwicklung. Die sachdienliche Vernetzung der 35 Berufsbildenden Schulen wird von der Arbeitsfeldleitung unterstützt durch die Etablierung einer landesweiten Struktur von je einer BNE Koordinatorin bzw. eines BNE Koordinators pro Schule. Diese sind Ansprechpartner, treffen sich halbjährlich, erhalten per Mail regelmäßige Informationen über aktuelle Aktivitäten und Angebote und können gemeinsam teilnehmen an Fortbildungen. Eine spezielle Fortbildungsreihe unterstützt die Vernetzung: Einzelne Schulen stellen hier ihre BNE Projekte vor, hierfür erhalten sie von den Teilnehmenden Feedback und anschließend wird Zeit gegeben, damit die Teilnehmenden über die Transfermöglichkeit in die eigene Schule reflektieren und konkrete Umsetzungsideen entwickeln.
Schulen, die an regionalen Zertifikaten interessiert sind („Zukunftsschule“) oder auch an globalen Projekten (z. B. UNESCO-Projektschulen, Europaschulen, UNESCO-Baltic-Sea-Project Schulen) werden im Rahmen des Arbeitsfeldes beraten. Fünf Berufsbildende Schulen nehmen bereits an einem Projekt teil, in dem gemeinsam mit vier Allgemeinbildenden Schulen die Bildungsansätze und BNE-Weiterentwicklungen Whole School Approach (WSA) und Global Citizenship Education (GCED) für Schulen in Schleswig-Holstein 2022-23 eingeführt und erprobt werden. Global Citizenship Education (GCED) bedient in moderner Form das bekannte Prinzip „Global Denken – Lokal Handeln“. Das Ziel ist, dass die Teilnehmenden sich auf empathische Weise als Teil eines großen Ganzen erleben. Sie bringen sich aktiv in Gestaltungsprozesse hin zu einer ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen, friedlichen und toleranten Weltgemeinschaft ein)