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Schleswig-Holstein

Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg zum Kongress "Vernetzte Gesundheit" 2018: Innovative Impulse kommen in der Praxis an – Vorstellung der elektronischen Visite

Letzte Aktualisierung: 15.01.2018

KIEL. In dieser Woche (17./18.1.) werden in Kiel zum Kongress "Vernetze Gesundheit" wieder rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartet. Der bundesweit anerkannte Kongress ist für viele Ärztinnen und Ärzte oder Angehörige anderer Gesundheitsberufe wie z. B. der Pflegeberufe, Gesundheitswirtschaft, Verbände oder der Gesundheitspolitik eine feste Größe. In zahlreichen Vorträgen, Workshops, Diskussionsforen und einer Ausstellung, in der sich beispielsweise Kliniken und Unternehmen der Gesundheitswirtschaft präsentieren, geht es in diesem Jahr vorrangig um die Umsetzung der Antworten auf Versorgungfragen.

Gastgeber Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg, der bereits 2010 Gastgeber des ersten Kongresses war, rückt den versorgungspolitischen Kern der Gesundheitswirtschaft wieder in den Fokus des Kongresses und betont vor dem Auftakt:

"Die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum ist die große Herausforderung der Gesundheitspolitik. Einer sinkenden Anzahl verfügbarer Fachkräfte im Gesundheits- und Pflegesektor stehen steigende Bedarfe unserer älter werdenden Gesellschaft gegenüber. Vernetzung, Telemedizin und sektorenübergreifende Versorgung tragen dazu bei, dieser Herausforderung zu begegnen. In vielen Bereichen herrscht dabei kein Erkenntnis-, wohl aber ein Umsetzungsdefizit. Mit dem Kongress 2018 rücken wir daher die konkrete Umsetzung notwendiger Schritte in den Mittelpunkt, damit die Versorgung beim Patienten auch ankommt.

Ich erwarte auch, dass eine neue Bundesregierung endlich handelt und vorhandene gesetzliche Hürden abbaut. Der Kongress "Vernetze Gesundheit" ist dabei ein wichtiger Impulsgeber der Gesundheitspolitik in Deutschland. Und er ist ein innovativer Motor für neue Versorgungsansätze in Schleswig-Holstein. Auf dem Kongress vorgestellte Beispiele wie das Informationsprojekt Telemedizin der Landfrauen oder die geplante elektronische Visite im Kreis Herzogtum Lauenburg tragen dazu bei, dass Vernetzung und Digitalisierung in der Praxis ankommen.

Die Idee, eine Praxis visuell per Livestream in eine Pflegeeinrichtung zu schalten, damit ein Arzt Pflegekräfte bei Bedarf rasch unterstützen kann, ist so einfach wie gut. Gerade im ländlichen Raum ist das eine große Chance, die zur Entlastung der Akteure beitragen wird. Die Technik wird Ärzte dabei nicht ersetzen, sondern die Gesundheitsberufe sinnvoll ergänzen."

Die beiden genannten Projekte stehen exemplarisch für innovative Projekte mit Vorbildcharakter, die auf dem Kongress vorgestellt und heute (15.1.) Medien vorab erläutert werden:

1) Projekt elektronische Visite (elVi) der AOK NORDWEST und der KVSH in
Zusammenarbeit mit Praxisnetz Herzogtum-Lauenburg (Do, 18.1. ab 14:15 Uhr)

Derzeit arbeiten die Initiatoren AOK NORDWEST und Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) gemeinsam mit dem Praxisnetz Lauenburg und dem Hersteller der erforderlichen Technik daran, die vertraglichen und technischen Voraussetzungen für das Projekt im Kreis Herzogtum Lauenburg zu schaffen. Mit dem Projekt soll ein direkter "Draht" zwischen Pflegeeinrichtungen und Ärztin/ Arzt entstehen: "Ein niedergelassener Arzt und die verantwortliche Pflegekraft halten über ein webbasiertes Videokonferenzsystem per Tablet oder PC eine elektronische Arztvisite ab, um Unklarheiten, Medikationsanfragen, Beurteilungen chronischer Wunden oder Therapievorschläge zu besprechen", erläutert AOK-Landesdirektor Thomas Haeger.

Dabei gibt es eine Live-Schaltung zwischen der Arztpraxis und der stationären Einrichtung. Die elektronische Visite soll in weiterer Zukunft zudem bei Bedarf um die Erfassung und Übermittlung von Vitalparametern wie Herzrhythmus, Sauerstoffspannung, Körpertemperatur oder Blutzuckergehalt des Patienten ergänzt werden können.

Haeger ist von elVi und dessen großen Entwicklungsmöglichkeiten überzeugt: "Das Projekt hat großes Potential und wird mit dazu beitragen, die medizinische Versorgungsqualität älterer Menschen weiter zu verbessern. Dank moderner Technik können die Mediziner schnell sehen, wie es dem Patienten geht und konkret helfen. Unser Ziel ist es, jetzt als AOK NORD-WEST voranzugehen und zunächst exklusiv und kostenfrei für unsere Versicherten die elektronische Arztvisite im Praxisnetz Herzogtum Lauenburg ab April 2018 anzubieten. Auch wenn die Digitalisierung und Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen bislang nur zögerlich voran schreitet, machen wir uns davon unabhängig auf den Weg, innovative Projekte wie diese in die medizinische Versorgung einzubinden".

Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der KVSH, betont: "Telemedizin ist eine sinnvolle Ergänzung zum persönlichen Kontakt zwischen Patient und Arzt. Vor allem auf dem Land, wo die Wege zur Praxis weiter sein können, machen Anwendungen wie die elektronische Arztvisite Sinn. Sie entlasten den Arzt bei der Betreuung älterer Patienten, die sich auch bei digitaler Kommunikation auf eine hochwertige Versorgung verlassen können."

Geplant ist, ab April zunächst mit 5 Pflegeeinrichtungen an den Standorten Mölln, Ratzeburg, Schwarzenbek, Berkenthin und Geesthacht zu starten und das Projekt, zu dem es bereits einen erfolgreichen Pilotversuch mit AOK-Beteiligung in Bünde (Westfalen-Lippe) gibt, zu evaluieren. In 3 Jahren sollen zwei Drittel der Pflegeeinrichtungen des Kreises mit dem Ansatz der Telemedizin zu erreichen sein, so Christina Möllmann vom Praxisnetz Herzogtum Lauenburg. "Die erforderlichen Datenschutz- und Qualitätsstandards werden dabei erfüllt", ergänzt Claudia Schrewe, Elektronische Visite, deren Unternehmen technisches Konzept und Software entwickelt.

2) "Telemedizin – was gewinnen Patient und Hausarzt", ein Informations-Projekt des LandFrauenVerbandes Schleswig-Holstein e. V. in Kooperation mit der Ärztekammer Schleswig-Holstein (Do, 18.1. ab 11:15 Uhr)

Dr. Franz Joseph Bartmann, Präsident Ärztekammer Schleswig-Holstein, Dr. Thomas Maurer, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Schleswig-Holstein und Claudia Jürgensen, Vizepräsidentin LandFrauenVerband Schleswig-Holstein e.V. berichten von der Umsetzung der gemeinsamen Informations-Offensive, die seit 2016 in den ländlichen Regionen Schleswig-Holsteins stattgefunden hat. In zahlreichen Veranstaltungen auf dem Land hat auf Einladung der LandFrauen ein direkter Austausch zwischen Ärztekammer und Menschen vor Ort stattgefunden.

Vor dem Hintergrund, dass traditionelle Landarztpraxen häufig schwer Nachfolger/innen finden, wächst die Befürchtung des Verlustes eines Hausarztes vor Ort. Ältere Menschen bleiben andererseits gerne in der häuslichen Umgebung und sind auf eine intakte Gesundheitsversorgung angewiesen.

Die Telemedizin ersetzt keinen Arzt, aber kann dazu beitragen, die Versorgung dauerhaft gerade im ländlichen Raum zu erleichtern. Telemedizin wird mit der zunehmenden Digitalisierung von LandFrauenVerband und Ärztekammer dabei als Chance begriffen:

  • sie ist ein Beitrag zur angemessenen und zukunftsorientierten Infrastruktur und Daseinsvorsoge der Familien im ländlichen Raum
  • sie unterstützt die Unabhängigkeit von der individuellen Mobilität durch die Möglichkeit, sich mit dem Hausarzt mittels digitalem Angebot auszutauschen.
  • sie kann zugleich Ärztinnen und Ärzte entlasten, deren Zeit im ländlichen Raum durch Hausbesuche mit vergleichsweise weiten Anfahrten wesentlich mehr im Verhältnis zu Behandlungs- und Beratungszeiten in Anspruch genommen wird.
  • bei schwerwiegenden Krankheiten / Gesundheitsbeeinträchtigungen kann sie regelmäßige Kontrolle von gesundheitlich entscheidenden Parametern und bei notwendiger Verlegung in ein Krankenhaus die schnelle Weitergabe von Daten ohne zusätzliche (doppelte) Untersuchungen ermöglichen. Dabei spielt die Datensicherheit eine wichtige Rolle.

Insgesamt war die Informations-Reihe von sehr großer Resonanz und Aufgeschlossenheit geprägt, so die Beteiligten. "Die Menschen auf dem Land sind bereit für neue Wege. Wir begreifen Digitalisierung und Telemedizin als Chance, um nicht abgehängt zu werden. Dafür muss die digitale Anbindung in allen Regionen weiter voran schreiten", so Jürgensen.

Programm Kongress Vernetzte Gesundheit: www.vernetzte-gesundheit.de

Verantwortlich für diesen Pressetext: Christian Kohl | Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein | Adolf-Westphal-Straße 4, 24143 Kiel | Telefon 0431 988-5317 | E-Mail: pressestelle@sozmi.landsh.de | Medien-Informationen der Landesregierung finden Sie aktuell und archiviert im Internet unter www.schleswig-holstein.de

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