Mit einem Aussichtspunkt der anderen Art wartet der Klimadeich in Nordstrand (Kreis Nordfriesland) seit Kurzem auf. Denn hier hört man, was man sieht: Ein fest montiertes Fernrohr "spricht" mit den Benutzern und beschreibt ganz genau den Ausblick, der sich durch die Linse bietet. So können hier auch blinde und sehbehinderte Menschen die Aussicht genießen. Eine Idee mit Vorbildcharakter, denn ein solch besonderes Fernrohr gibt es bundesweit nur in Nordstrand. Die Landesregierung fördert dieses einzigartige Projekt des Vereins "Andersicht" aus dem Fonds für Barrierefreiheit.
Vierzehn erlebbare Blickwinkel
Bewegt man das Fernrohr, stößt es leise Piepstöne aus. Sie verraten, ob das Fernrohr auf einen interessanten Punkt ausgerichtet ist. 14 verschiedene Orte lassen sich so entdecken, sogar bei Nebel und Dunkelheit. Je näher man einem interessanten Ort kommt, desto schneller wird das Piepen. Ein Dauerton verrät, dass man die richtige Stelle im Fokus hat. Eine Stimme beschreibt dann detailliert, was in der Ferne zu sehen ist.
Fühlbares Landschaftsrelief
Alle interessanten Punkte sind auch auf einem halbkreisförmigen Geländerelief neben dem Fernrohr markiert. Das Relief stellt die Landschaft am Horizont aus der Vogelperspektive dar, auf Knopfdruck gibt es auch hier eine genaue Beschreibung der verschiedenen Orte. Hinweise in Blindenschrift erleichtern es sehbehinderten Menschen, die einzelnen Objekte zu finden.
"Sprechendes Fernrohr" auf dem Klimadeich in Nordstrand
Bundesweit einzigartig
Die Idee zu dem Projekt stammt von Dr. Jürgen Trinkus. Er hatte schon vor einiger Zeit Berichte über barrierefrei erreichbare Aussichtstürme gelesen – für Menschen mit Sehbehinderung waren diese jedoch nicht geeignet. Gemeinsam mit der Firma drei-D Formenbau aus Harrislee realisierte er daraufhin eine Aussichtsplattform, die sich mit allen Sinnen erfahren lässt.
Zehn Millionen Euro für Barrierefreiheit
Gefördert wurde das Projekt mit rund 13.200 Euro aus dem Fonds für Barrierefreiheit des Landes. Damit unterstützt die Landesregierung Umbauten wie Rollstuhlrampen, aber auch verschiedene Initiativen, die das Thema "Barrierefreiheit" in die Öffentlichkeit tragen. So erhielt etwa der blinde Kommunalpolitiker Dr. Carsten Dethlefs aus Heide rund 43.000 Euro für seinen Dokumentarfilm zur politischen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.
In den ersten beiden Förderperioden sind mehr als 160 Anträge eingegangen. Die Bewerbungsfrist für die dritte Förderperiode startet am 1. Januar 2021.
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: